Nachlese Fortbildungen

Indirekte Steuerung als Hauptursache für psychische Belastungen

 

Krokodile statt Pistolen – Dr. Klaus Peters spricht von „interessierter Selbstgefährdung“

 

 

 

Zum Vortrag von Dr. Klaus Peters auf der Betriebsversammlung in der Reha-Mitte am 16. Mai kamen mehr als hundert KollegInnen. Seine zentrale These: In den Unternehmen geht es heute darum, die Leistungsdynamik von Selbständigen und Freiberuflern bei unselbständig Beschäftigten hervorzurufen.

 

Was zeichnet den Freiberufler, den so genannten „Existenzgründer“ aus? Er schuftet auch, wenn er wenig oder gar nichts verdient; er arbeitet im Zweifel rund um die Uhr; er hat oft nur wenige oder gar keine Freiräume; er nimmt im Zweifel keine Rücksicht auf seine Gesundheit. Hinter ihm ist das Krokodil her!

 

Dieses Organisationsprinzip nennt er „Indirekte Steuerung“ und seine zentrale Aussage lautet: Dieses Organisationsmodell hat die direkte Steuerung als Führungsmodell abgelöst, was nicht notwendigerweise eine bewusste Unternehmensentscheidung sein muss. Jede(r) könne für seinen eigenen Arbeitsplatz überprüfen, ob direkte („Kommandosystem“) oder indirekte („Krokodilsmodell“) Steuerung vorliegt

 

  • (direkt) Übernimmt mein Vorgesetzter die Garantie für die Ausführbarkeit der Anweisung?

 

(indirekt) Oder ist die Ausführbarkeit mein Problem, und ich muss selber zusehen, wie ich es schaffe?

 

  • Reicht es, wenn ich meine Leistung gebracht habe?

 

Oder muss ich mich am Ende durch Ergebnisse rechtfertigen?

 

  • Genügt es, wenn ich mich auf die fachliche Seite meiner Arbeit konzentriere?

 

Oder muss ich gleichzeitig betriebswirtschaftliche Aspekte, z. B. Budgetvorgaben im Blick haben?

 

Die neue Form der Leistungsbemessung, dass Erfolg an die Stelle von Leistung tritt, kann für jeden Einzelnen schwerwiegende Konsequenzen haben:

 

  • Ich erlebe Ungerechtigkeitserfahrungen, wenn der Erfolg ausbleibt, obwohl die Leistung gestimmt hat
  • Ich erfahre durch den Gruppendruck Gefühle von Vereinzelung und individuellem Versagen („Wenn der Druck vom Team ausgeht, bin ich mutterseelenallein“)
  • Ich fühle mich innerlich zerrissen , weil Konflikte, die ich früher mit jemand anders hatte, ich nun mit mir selbst habe („Wissen, das für mich gut ist, aber tun, was für mich schlecht ist“)

 

Klaus Peters hat am Ende seiner Ausführungen zu der Frage: Was tun? wichtige Empfehlungen gegeben: Selbst ins Denken kommen und miteinander darüber reden! Diskussions-Räume schaffen, in denen relativ angstfrei miteinander umgegangen werden kann. Die Folgen der indirekten Steuerung als gemeinsames Problem erkennen und nicht als individuelles Scheitern begreifen.

 

Fortbildungsveranstaltung des AKAB am 25. Januar 2017 in Hephata

 

Gewaltprävention als Handlungsfeld für betriebliche Interessenvertretungen

 

AKAB-Fortbildung beschäftigt sich mit Gewalterfahrungen am Arbeitsplatz und dem Umgang mit solchen Ereignissen

 

Die Diskussionen in den Arbeitsgruppen haben deutlich gezeigt: Fast jeder hat verbale und körperliche Übergriffe schon erlebt, ein offener und tatsächlich auf Problemlösung abzielender Umgang ist stark von der Haltung der Leitungskräfte abhängig.

 

Es könne vermutet werden, so der Tenor, dass es eine hohe Dunkelziffer von herausforderndem Verhalten mit Folgen für einzelne KollegInnen gebe – in Form von psychischer Belastung, die auch nach dem Ende eines Arbeitstages nachwirkt. Fehlende Dokumentationen seien Ergebnis einer beruflichen Haltung, dass Übergriffe faktisch zur Stellenbeschreibung dazu gehören und zu akzeptieren seien.

 

Einige Diskussionsbeiträge haben auf die Problematiken hingewiesen, die aus dem engen Zusammenhang von sich verschlechternden Arbeitsbedingungen - Personalengpässe, ungenügende Einarbeitung von neuen KollegInnen – und der Zunahme von herausforderndem Verhalten resultieren.

 

In jeder Einrichtung, so die Rückmeldungen der Betriebsräte, gibt es (meist) eine Vielzahl von Vereinbarungen und Handlungsleitlinien. Ob sie wirklich gelebt werden hängt in erster Linie davon ab, wie sehr Geschäftsführungen und Leitungskräfte die Gewaltprävention als wichtige Fürsorgepflicht erkennen.